Eine Brücke 2002/2003

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hertel mauer 2003Wenn die Schickhardtstädte heute solch enge Beziehungen pflegen, verdanken sie es zwei Männern,
die damals kaum ahnten, welche Wichtigkeit ihre Begegnung zur Folge haben würde. Reiner Zufall führte sie zusammen. Nicht nur gegenseitige Wertschätzung und Austausch verbinden H. Gerhard Hertel aus Freudenstadt und H. Ernest Weiss aus Horbourg-Wihr. Ihre enge Freundschaft bewog sie, Verbindungen zwischen den links- und rechtsrheinischen Gebieten des ehemaligen Württembergs wieder herzustellen. Gemeinsam und im Andenken an Heinrich Schickhardt begannen sie einen Brückenbau, an dem sich später viele andere beteiligten und auch heute noch anschließen. Man lese hierzu den Artikel in Nr. 1 : “Europäische Kulturstraße Heinrich Schickhardt e.V. Gründung und Ziele”.
Es begann im Mai 1974. Lassen wir H. Gerhard Hertel sprechen. “Einige Wochen vorher hatten wir in Freudenstadt den Heimat- und Museumsverein ins Leben gerufen, so war es nicht verwunderlich, daß man sich intensiver mit dem Stadtgründer Herzog Friedrich beschäftigte, der, nach Angaben der Historiker, im elsässischen Horburg geboren und in Mömpelgard, dem frankophonen Teil Württembergs, herangewachsen war… Und wie war das mit dem Geburtsort Friedrichs ? Niemand von unseren Historikern war jemals in Horburg gewesen, also faßte ich den Entschluß dieses unbekannte Horburg aufzusuchen. In der Mairie konnte mir niemand Auskunft geben ; man erinnerte sich zwar an ein Schloß, aber ein Gemeindediener meinte : “Non Monsieur, s’esch nix meh do, un wo’s gstande esch, weiß i net”. H. Gerhard Hertel suchte weiter. Nachdem er über dem Kirchenportal das Württemberger Wappen mit der Jahreszahl 1594 fand, begab er sich ins Restaurant du Commerce. Hören wir ihn abermals an. “Dort versuchte ich meinen Mißerfolg mit einem Viertel Edelzwicker wegzuspülen. und dann sah ich plötzlich ein Farbglasfenster, das das Horburger Schloß darstellte… Tatsächlich war dieses Schloß 1597 von Schickhardt “zur Hälfte neu gebaut worden”. Aber erst viel später lernte ich von Dr. Gerhard Raff, daß es sich nicht um das Geburtsschloß Friedrichs handelte, daß der Fürst in Mömpelgard im dortigen Schloß zur Welt gekommen war… Ich lernte noch am gleichen Tag [zufällig auf der Straße] meinen
Freund Ernest Weiss, den Generalsekretär der Gemeinde kennen. Von da an blieben die durch Schickhardt verbundenen Gemeinden Horburg und Freudenstadt zusammen”. So begann die Europäische Kulturstraße Heinrich Schickhardt. 1976 führten wechselseitige Besuche beider Gemeinden Deutsche aus Freudenstadt und Franzosen aus Horburg zusammen, denn H. Hertel und H. Weiss konnten Bürgermeister Gerhard Wolf in Freudenstadt und Bürgermeister Roger Barbier in Horbourg überzeugen, Treffen zu organisieren. Auch Riquewihr mit Bürgermeister Dopff konnten sie für diese grenzüberschreitende Annäherung gewinnen. Bald darauf nahm Herr Hertel Kontakt mit Montbéliard auf. Die Brücke war geschlagen, die Straße begonnen. H. Weiss hegte den Wunsch, S.K.H. Carl Herzog von Württemberg in Horbourg-Wihr zu empfangen. Landrat Gerhard Mauer vom Kreis Freudenstadt stellte die Verbindung her. So besuchten II.KK.HH. Herzog Carl und Herzogin Diane, Prinzessin von Frankreich, im Mai 1979 zum ersten Mal die ehemalige elsässische Besitzung Horburg, zur großen Freude aller Mitwirkenden und besonders von H. Weiss und H. Hertel. Auch Riquewihr wurde von dem Herzogspaar besucht. Jetzt möchten wir Ihnen H. Gerhard Hertel und H. Ernest Weiss näher vorstellen. H. Gerhard Hertel wurde 1924 in Freudenstadt als Sohn eines selbständigen Geschäftsmannes geboren. Schon als Schüler begeisterte er sich für Geschichte. Leider zwang ihn die Krankheit seines Vaters, die Schule zu verlassen. Als Siebzehnjähriger mußte er in den Krieg ziehen, aus dem er als Schwerbeschädigter zurückkehrte. Er erfaßte dann eine Beamtenlaufbahn. 1974 wurde der Heimat- und Museumsverein gegründet, in dem H. Gerhard Hertel 2. Vorsitzender und Geschäftsführer wurde. Seither kann H. Hertel in “seinem” Museum sich seiner Leidenschaft, der Geschichte, widmen. Unzählige Besucher wurden und werden heute noch von H. Gerhard Hertel mit der Geschichte vertraut gemacht oder von ihm durch Friedrichs Freudenstadt geführt. Er stellt sich selber als Protestant, Demokrat, Monarchist vor und zitiert gerne den Satz eines Freudenstädters aus dem Jahre 1849 : “mir wöllet a Republik, aber der König soll se regiere”. Ein jeder liest gerne und mit großem Interesse H. Hertels Beiträge in den “Freudenstädter Heimatblättern”, der heimatgeschichtlichen Beilage zum “Schwarzwälder Bote”. Er ist auch der Verfasser des Werkes : “Herzog Friedrich I. von Württemberg. Eine geschichtliche

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